Die papierene Drachenmappe

Ich, Leon Bruckböck, 14 Jahre alt, habe mir gewünscht, die Aufnahmsprüfung für den Bildnerischen Zweig des Musischen Bundesoberstufenrealgymnasiums Hegelgasse 12 zu schaffen.

Eine Mappe mit Zeichnungen muss her. Zeichnungen? Davon hab ich genug. Mappe? Nie gemacht... Ein Buchbinderkurs muss her. Die olle Einsiedlerin Valerie, zufällig meine Nachbarin, hat zehn Tage mit mir an dieser Mappe gearbeitet, Muttern inzwischen für das Fünf-Sterne-Catering gesorgt.

Idee finden: Drachen sind seltsam. Darum werden es Drachen sein. Ich beschließe, alle Teile der Mappe mit allen Teilen des Drachens zu bemalen. Maltest: Wasserfarbe? Acrylfarben? Buntstifte? Pastellkreiden? Die Pastellkreiden gewinnen das Rennen. Und dann die tausend Dinge, an die ich vorher nicht gedacht hatte: Layouts entwerfen, Modell bauen, Konstruktionstechnik studieren, Materialtests durchführen, riesige Papierblätter faltenlos kleben, mit sich ständig einrollenden Buchbinderleinen kämpfen, die frisch bemalten Papiere vor neugierigen Pelztieren verteidigen, schöne Fotoaufnahmen der fertigen Mappe machen, Präsentationsgespräch üben....

Und dann, 100 Stunden später: fertig. Sechs Tage später: Prüfung bestanden, Drachenschlacht gewonnen.

Zurück