Serie "Kultur in der Landschaft", 3. Projekt

Das Bambulakreuz am Heuberg

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ein persönlicher Zugang

Die Geschichte beginnt im Himmel. Als von Astronomie begeisterter Junior hatte ich auf der Ottakringer Kuffner-Sternwarte einen väterlichen Freund. Josef Pippich hielt dort volkskundliche Sternführungen und er besaß einen Garten am Mitterberg. „Kommst mich dort besuchen. Gehst von der Sternwarte hinauf zur Jubiläumswarte, weiter über die Kreuzeichenwiese, vorbei am Bambula-Kreuz, und dann bist du schon bei mir“. Da stand ich nun zum ersten Mal vor diesem Gedenkzeichen. Von diesem Augenblick an hat es mich in den Bann gezogen, mit seiner schlichten Ausführung und mit einer berührenden Botschaft:
„Hier verunglückte am 19. 9. 1919
der ehrsame Jüngling Richard Bambula, 17 Jahre alt,
beim Holzführen tötlich,
o Wanderer, bet für ihn ein Vaterunser“.

Bilder tauchten auf, von der Not der Bevölkerung nach dem Ersten Weltkrieg, wo ganze Bergkuppen entwaldet wurden, um die kalten Winter zu überstehen. Bei jedem Vorbeiwandern musste ich daran denken.

Die Renovierung

Dann, im März dieses Jahres: Die Schrifttafel war abgeplatzt, die Worte verschwunden. Damit begann unsere Renovierungsgeschichte. Wir verständigten das Bezirksmuseum und die Bezirksvorstehung Hernals, unser Angebot die Schrifttafel zu erneuern und das Gedenkzeichen sanft zu renovieren wurde angenommen. Unser Verein Kordonsiedlung hat beschlossen, die Aufwendungen dafür zu übernehmen. Gerhard Hadinger, ein Ottakringer, der derzeit in Schwarzenbach an der Pielach lebt, hat die Tafel neu graviert. Gerhard Brückner von unserem Verein war bei der Restaurierung führend beteiligt. Dabei hat er unter dem Lack Gold entdeckt. Dieser Fund wurde bei der Erneuerung berücksichtigt.

Gerhard Brückner bei der Renovierung

Die Wiederaufstellung

fand am 25. August 2021 im Rahmen einer kleine Feierlichkeit statt. Am Bild von links: Gerhard Brückner, Karl Melber - beide Verein Kordonsiedlung, Ilse Pfeffer - Bezirksvorsteherin Hernals, Karl Engelmann - Pfarrer von Dornbach, Wilfried Gruber - Förster, Filip Bartenbach - Gutsverwalter Stift St. Peter, Trude Neuhold - Leiterin Bezirksmuseum Hernals. (Bild: Trude Neuhold)

Die Geschichte

Nun steht hinter dieser Tafel ein Schicksal, ein Mensch. Richard Bambula wurde am 3. Jänner 1903 in Wien geboren. Als Beruf wird Kutscher angegeben.

Damit wird das Bild etwas zurechtgerückt. Er war also nicht ein Holzklauber aus der damals leidgeprüften Bevölkerung, sondern er war offenbar an jenem Freitag berufsmäßig unterwegs. Als Todesursache wird ein offener Bruch des linken Unterschenkels angegeben. Wahrscheinlich ist er bei dem Unfall verblutet. Er ist dann im seinerzeitigen Erzherzogin Stefanie Spital (Thaliastraße 44, heute Musikschule) verstorben. Er wurde 16 Jahre alt.

Seine Eltern, Anastasia und Johann Bambula, betrieben zu dieser Zeit eine Kohlenhandlung und einen Fuhrwerksbetrieb in der Dornbacherstraße 16. Es ist ein Glücksfall, dass die damaligen Bauten noch bis heute erhalten sind.

Im Wiener Telefonbuch finden sich heute keine Träger des Namens Bambula mehr. Der Name verweist auf die tschechischen Wurzeln dieser Familie, er bedeutet so etwas wie kraftvoller und ungelenker Mensch. (Bild: Trude Neuhold)

Richard Bambula wurde am 25.9.1919 am Dornbacher Friedhof Gruppe 30 im Grab Nr. 61 beigesetzt. An dieser Ruhestätte folgten ihm am 25.1.1940 sein Vater und am 21.3.1953 seine Mutter nach.  (Bild: Trude Neuhold)

Wo ist das Bambula-Kreuz zu finden?

Es steht am oberen Rand der Heuberger Kleingartensiedlung, in gerader Verlängerung des Veletaweges (Station der Buslinie 44A), am Waldrand versteckt. Koordinaten: 48.2283 16.2793

Ausblick

Das Bambula-Kreuz soll, nun in neuem Glanz, wieder einen würdigen Platz in der Landschaft einnehmen. Denn, wie die Reaktionen bewiesen haben, es ist auch für viele Wanderer ein bedeutender Markierungspunkt. Unser Wunsch ist es auch, dass sich damit Satzberg und Heuberg näher kommen. Nachdem die Berge selber eher fest verankert sind, so beziehen wir uns auf deren Bewohner. Über uralte Verkehrswege verbunden, freuen wir uns über ein erneutes Zusammenrücken über die Bezirksgrenzen hinweg. Mit dem Grundeigentümer gibt es eine weitere Verbindung nach Dornbach hinunter und zum Stift St. Peter nach Salzburg hinaus - und damit wieder in den Himmel hinauf.

Text und Fotos: Karl Melber

Weitere Informationen:

Letzte Änderung: 24.04.2024 15:54

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