Gedichte von Helly Chmel

Ich über mich

Ich schreib´ ein Gedicht aus Stille
Mach ein Gedicht aus Licht,
als wär´s mein letzter Wille
der heute aus mir spricht.

Komisch, wie leicht man im Leben,
was man nicht braucht, verliert,
ich frage mich jetzt eben,
wozu habe ich manches studiert?

Die Dinge die wirklich wichtig,
lernt man im Laufe der Zeit,
doch vieles machst du erst richtig,
wenn du von Zwängen befreit.

Allein mit mir, kann ich vieles empfinden,
was andere oft nicht sehen,
den Weg muss ich selber finden,
nicht ratlos warten, und stehen.

Das einzige was mir Kummer bereitet,
ist, dass die Zeit etwas knapp.
Jetzt, wo mein Horizont sich weitet,  
geht mir die Zeit erstmals ab.

Wie lange habe ich noch zu leben?
Was möchte ich alles noch tun?
Ich will nehmen, und gleichzeitig geben,
um endlich dann auszuruh´n.

Frustbeseitigung

Ein Gedicht aus dem letzten Buch

Die Zeit, sie läuft im Sauseschritt,
wir halten nicht an, nein, wir laufen stets mit.
Veränderungen gibt’s, man glaubt es kaum,
sogar im allerkleinsten intimsten Raum.

Zeitungen sind uns doch allen bekannt
zum lesen und einpacken, man praktisch sie fand,
doch auch am intimsten allerkleinsten Ort,
setzte einstens die Verwendung von Zeitungen sich fort.

Sie hingen klein geschnitten (so ca. 20 cm x 10)
mit einem Nagel an der Wand, nicht zu überseh’n,
an jenem Ort, den auch der Kaiser zu Fuß
schnell aufsucht, wenn er dringend einmal muss.

Bei einer längeren Sitzung konnte man dann
sie zuerst lesen und anschließend fing man an
die geschnittenen Blätter sorgfältig zu sortieren,
und so seinen Frust blättchenweise zu verlieren.

Die Fotos von Politikern, die uns gekränkt,
wurden ganz sicher nicht mehr aufgehängt.
Wir betrachteten das Bild und lachten es an
und sagten: “Jetzt wirst du seh’n was ich mit dir alles kann,”
und ob er wollte, oder auch nicht,
ich verwendete ihn für mein hinteres Gesicht.

Die Zeit ist vorbei, heut’ ist auf Rollen das Papier,
man nahm uns die Gelegenheit, und nicht nur mir,
manchen Politikern zu zeigen, was wir von ihnen halten,
an die Zeitungen am Klo erinnern sich nur mehr die Alten.

Aber ich kann euch versichern, oft war der Frust dadurch weg,
die Zeitungen erfüllten einen doppelten Zweck.
Wir konnten uns rächen, wenn auch im Geheimen,
denn an diesem kleinen Ort konnten sie sich nicht bei uns einschleimen!